Blog - Reise 2019
""El Norte" ist ein Charity-Projekt durch das Spenden für arme Kinder im Norden Argentiniens gesammelt werden soll. Durch diesen Spendenaufruf konnten 2019 insgesamt 1.550 € gesammelt werden. Momentan bin ich in Argentinien, um die gesammelten Spenden an die Organisation zu überreichen und ihre Arbeit zu unterstützen.
#1 - 23.07
Das Ziel ist erreicht! Dank der vielen Spenden konnten insgesamt 1.550 € (PayPal und Überweisungen) gesammelt werden. Danke an alle, die dazu beigetragen haben. Ich bin inzwischen in Buenos Aires angekommen und bereite mich momentan auf die Reise in den Norden Argentiniens vor. Mehr Infos kommen bald.
#2 - 28.07
Die letzten Vorbereitungen für die Reise laufen. Es stehen über 300 Pakete gefüllt mit verschiedenen Lebensmitteln bereit, um verteilt zu werden. Mithilfe Eurer Spende kann der Transport der Lebensmittel von Buenos Aires in den Norden Argentiniens nach Salta bis an die Grenze Boliviens finanziert werden. Am Samstag werden alle Sachspenden verladen und die Reise beginnt.
#3 - 03.08
Heute Morgen wurden alle Spenden verladen und der LKW ist bereits Richtung Norden unterwegs. Dank all Eurer Spenden konnte ein Großteil der Transportkosten bereits bezahlt werden. Auch wir befinden uns auf dem Weg nach Salta, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Dort werden wir die kommende Nacht verbringen, um uns morgen auf den Weg zu den verschiedenen Schulen zu machen. Als erste Station peilen wir Embarcación an.
#4 - 04.08
Nach einem kurzen Aufenthalt in Salta haben wir uns heute weiter auf den Weg Richtung Norden gemacht. Heute Nachmittag sind wir in der kleinen Stadt Embarcación angekommen. Hier vor Ort gibt es noch einiges an Infrastruktur und Versorgung an Lebensmittel sowie ein Krankenhaus. Wie das Bild jedoch zeigt, ist das Leben der Einwohner deutlich einfacher als das, welches Wir kennen. So wird z.B. das Karussell auf dem Markt per Hand betrieben. Morgen früh wird der LKW mit allen Sachspenden ankommen und wir beginnen die Spenden in den Schulen zu verteilen.
#5 - 05.08
Die Hilfe kommt an. Heute besuchten wir die ersten vier Schulen und ärztliche Notfallstationen. Es ist traurig aber auch beeindruckend unter welchen Zuständen die Ureinwohner wohnen, wie sie die Hilfe benötigen und sich darüber freuen. Besonders die Kinder freuen sich riesig über jede Kleinigkeit, die wir ihnen geben können. Schön ist, zu sehen, dass es einige Schulen mit extrem engagierten Lehrerinnen und Lehrern gibt, die den Kindern eine Bildung ermöglichen. Obwohl wir hierhergereist sind, um zu helfen empfangen uns viele ehrenamtliche Hilfskräfte aus den Dörfern mit offenen Armen. So wurden wir gestern Abend von einer Krankenschwester aus der Stadt Morillo zu ein paar Chorizo eingeladen.
#6 - 06.08
Nach zwei Tagen gibt es unglaublich viel zu berichten. Je nach Schule verläuft das Verteilen der Spenden geordnet oder chaotisch. Hier im Norden gibt es viele Völker der Ureinwohner „Wichy“, welche jedoch mit der Zeit von Zugewanderten Europäern, auch „Criollos“ genannt, vertrieben wurden. Deshalb verhalten sie sich heute noch gegenüber "Weißen" misstrauisch. Die Völker Leben heute noch unter teilweise prekären Lebensbedingungen, pflegen jedoch weiterhin ihre Kultur. Das führt allerdings zu zum Teil schweren gesundheitlichen und gesellschaftlichen Problemen. Zum Großteil sind Neugeborene und Babys deutlich unterernährt, da sie zu wenig zu essen erhalten. Viele der Mütter wissen nicht, wie ein Kind richtig zu ernähren ist, haben aber zum Teil mehr als 10 Kinder oder wissen oft nicht einmal wie viele es insgesamt sind, ob 11 oder doch 14. Zudem herrschen in ihrer Kultur sehr strickt definierte Geschlechterrollen. Dies wird vor allem beim Verteilen der Spenden bemerkbar. Beim Aufrufen der einzelnen Familien kommt nur selten der Familienvater mit an die Ausgabe, um beim Tragen der schweren Pakete zu helfen. Wer weiß also, wie es dort zuhause zugeht...
#7 - 07.08
Nachdem wir viele Spenden in Schulen entlang der Ruta 81 verteilt haben, beginnen wir mit der Arbeit in Schulen, welche sich mitten im Urwald befinden. Diese Schulen liegen bis zu 50km entfernt des nächstgelegenen Dorfes und sind nur über Waldwege und Straßen aus Sand und Erde erreichbar. In der Regenzeit führt dies oft dazu, dass Flüsse die Wege durchbrechen und die Bewohner keinen Zugang mehr zum Dorf und zur Zivilisation haben. Eines der größten Probleme in diesen Regionen ist die Versorgung mit Wasser. Mitten im Wald gibt es keinerlei Infrastruktur. Inzwischen sind zwar fast alle Schulen mit Solaranlagen ausgestattet und haben somit Strom, jedoch fehlt es viel zu oft an Trinkwasser oder allgemein fließendem Wasser. Nur wenige Schulen haben einen Brunnen, allerdings ist dieses Wasser oft sehr salzhaltig oder verschmutz und somit "eigentlich" nicht trinkbar. Einige Schulen, welche kein Brunnen haben, sammeln Regenwasser in großen Tanks. Während der Trockenzeit wird dieses jedoch sehr knapp. Noch schlimmer ist die Situation in den Kommunen. Diese haben so gut wie nie einen Brunnen und sind somit auf die Schulen angewiesen. Teilweise führt dies dazu, dass die Familien und Kinder das Wasser aus Lagunen trinken. Dieses Wasser ist oft bereits seit Monaten grün und ungenießbar.
#8 - 08.08
Am vierten Tag sind wir nun in den Schulen mitten im Urwald angelangt. Neben dem großen Problem des fehlenden Trinkwassers erschwert die Entfernung zu den nächstgelegenen Ortschaften das Leben im Urwald. Viele der dort angesiedelten Völker leben von der Viehzucht, dem Verkauf von etwas Handwerkskunst und staatlichen Hilfsgeldern. Ein Auto ist somit für den Großteil der dort lebenden Menschen ein purer Traum. Früher wurde das meiste per Fuß oder Fahrrad erledigt. So mussten beispielsweise Tiere, die verkauft werden sollten, bis zu 50 km in die Stadt auf dem Fahrrad über schwer begehbare Sandwege und Trampelpfade transportiert werden. Heute besitzen die meisten Familien ein Moped oder Motorrad, auf dem alles transportiert wird, was möglich ist. Feuerholz, Tiere, Einkäufe, unsere Spenden und meistens 3-4 Kinder und Erwachsene.
#9 - 9.08
Beim Verteilen der Spenden in den Schulen sieht man immer wieder ähnliche Situationen. Vor allem in den Kommunen der "Wichy" wird die starke Trennung zwischen den Männern und Frauen deutlich. Die Frauen versammeln sich auf der einen Seite, die Männer auf der anderen und schauen beim Verteilen zu. Wie schon im Post #6 erwähnt, führt die Kultur der "Wichy" zu einigen moralischen, aber auch gesundheitlichen Problemen. Aufgrund der traditionellen Geschlechterrollen werden viele Rechte der Frauen durch ihre Männer unterdrückt. Unter anderem verbieten die Männer ihren Frauen jegliche Verhütungsmittel, was zu Familien mit bis zu 15 Kinder führt. In Anbetracht der bereits herrschenden, schweren Lebensumstände im Norden Saltas, verschlechtert die hohe Geburtenzahl diese noch weiter. Familien, die eigentlich nicht einmal das Essen für ein oder zwei Kindern haben, müssen somit mit demselben noch viel mehr Kinder ernähren. Des Weiteren gründen viele, noch Jugendliche, bereits mit 14 oder 15 eine Familie. Dadurch sind viele der jungen Frauen mit dem Aufziehen ihrer Kinder beschäftigt, können keine berufliche Ausbildung verfolgen oder beenden nicht einmal die Schule. Was sich zeigt: der „Machismus“ der Männer generiert ein wahres strukturelles Problem. Die Frauen heiraten jung, und bekommen ihr Leben lang gegen ihren Willen Kinder. Die hohe Kinderzahl verschlechtert die Versorgungsmöglichkeiten für jeden einzelnen, was schließlich zu vielen Krankheiten bis hin zum Tod führt. Dagegen zu steuern ist schwer, schließlich kann man nicht von heute auf morgen eine jahrhundertealte Kultur verändern, sondern muss ihr auch mit Respekt entgegentreten. Dennoch gibt es Einzelne, die es geschafft haben, die starre Struktur zu durchbrechen. Mehr dazu im nächsten Post.
#10 - 10.08
Die Arbeit ist geschafft, wir haben alle Sachspenden in den Schulen verteilt und befinden uns inzwischen auf der Rückreise Richtung Salta Stadt. Nach knapp sechs Tagen in den Schulen ist der Anblick der Lebensumstände der Einwohner nicht mehr so extrem wie am ersten Tag. Dennoch bekommt man jeden Tag etwas zu Gesicht, was man zuerst nicht glauben kann. Wie im letzten Post angedeutet, versuchen Einzelne vor Ort etwas an den Lebensbedingungen zu ändern. Eines der größten Probleme ist die gesundheitliche Versorgung in den Kommunen. Aufgrund ihrer Kultur sind es vor allem die Ureinwohner nicht gewohnt ärztliche Hilfe anzunehmen. Dies führt zu der Verbreitung von Krankheiten, welche in der zivilisierten Gesellschaft zum Großteil längst besiegt sind. In einigen Kommunen und Dörfern findet man kleine Notfallstationen, welche eine grundlegende gesundheitliche Versorgung sicherstellen. Diese Notfallstationen werden meist von einzelnen Krankenschwestern betrieben und sind nur sehr spärlich mit teilweise längst überholten medizinischem Equipment ausgestattet. Die Gespräche mit den Krankenschwestern zeigen, wie fatal die Situation zum Teil ist. Die meisten Notfallstationen werden einmal pro Monat von einem Arzt besucht. Das führt dazu, dass oft Krankenschwestern Medikamente ohne ärztliche Befugnisse vergeben müssen, um die Gesundheit der Patienten sicherzustellen. Zudem ist es nicht leicht eine Vertrauensbasis zu den Ureinwohnern aufzubauen, damit diese die doch wichtige gesundheitliche Hilfe annehmen. Einzelne schaffen es jedoch, einen Zugang zu ihnen aufzubauen. So versorgte eine Krankenschwester über längere Zeit die Frauen einer Kommune mit Verhüttungsmittel, wobei sie Codewörter wie "Bauchschmerzen" verwendete, damit ihre Ehemänner nichts mitbekommen. In den Notfallsituation kann außerdem häufig nicht ausreichend geholfen werden, da die notwendige Grundausrüstung fehlt, keine Krankenwagen zur Verfügung stehen oder auf Grund der schlecht befahrbaren Wege die Orte nicht erreichbar sind. Entlang der Straßen steigt zudem nachts die Gefahr durch Tiere auf der Fahrbahn. So berichtet eine Krankenschwester von einem Vorfall, bei dem ein neugeborenes Kind im Krankenwagen notversorgt wurde, dieser jedoch aufgrund eines Pferdes, das die Straße kreuzte, Notbremsen musste und damit den Nottransport extrem gefährdeten.
#11 - 11.08
Die Reise im Norden geht nun langsam zu Ende. Wir befinden uns heute in Salta Stadt und werden gegen Abend die Heimreise nach Buenos Aires antreten. Dennoch gibt es weiterhin viel zu berichten. Wie in den bisherigen Posts beschrieben bringt die Kultur der Ureinwohner einige Probleme mit sich, zudem fehlt es an ausreichend Trinkwasser, einer entsprechenden Infrastruktur und gesundheitlicher Versorgung. Trotz der vielen Probleme erlebt man wieder und wieder einzigartige Momente mit den Einwohnern. Die Gastfreundschaft vieler Leute vor Ort ist sehr großherzig und kann ein Vorbild für uns alltagsgestresste Stadtmenschen sein. Obwohl sie nur wenig haben, geben sie einem alles was sie haben und noch vieles mehr. So hat es nie an guten Essen gefehlt und die Offenheit und Herzlichkeit vieler ist unbeschreiblich. Zudem sind viele der lokal Engagierten, wie z.B. Lehrerinnen und Lehrer sowie Krankenschwestern für die Hilfe und Spenden extrem dankbar, obwohl sie das ganze Jahr über, täglich das Kostbarste überhaupt spenden, ihre Zeit.
#12 - 12.08
Zuletzt möchte ich noch gern ein Thema erwähnen, welches die mögliche Lösung vieler der Probleme darstellen könnte. Die Bildung. Dank der Schule und vor allem dank der vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrer, verfolgen viele der Schüler und Schülerinnen heute eine berufliche Ausbildung und erweitern ihre Perspektiven. Außerdem stellen die Schulen den Zugang zu besserer Infrastruktur und gesundheitlicher Hilfe für die Kommunen her. Es ist zum Teil unfassbar, mit was für einem Engagement sich die Lehrkräfte einsetzen. Eine Lehrerin beschrieb, dass sie oft viel mehr sind als nur Lehrer, sondern auch oftmals Mütter und Väter, Krankenschwestern, Seelsorger und Berater. Der Leitspruch einer Schule sagt den Rest: "Lehrende dienen als ein Vorbild. Menschlicher Kontakt ist unersetzbar. Nichts ersetzt den Dozenten. Das Gehirn lernt, wenn uns etwas motiviert, inspiriert und ein Vorbild ist."
#13 - 13.08
Was für eine Erfahrung! Die Reise in den Norden ist zu Ende und es sind wieder alle gesund in Buenos Aires angekommen. Es war eine unglaublich eindrucksvolle Reise mit vielen Erfahrungen. Doch beginnt an dieser Stelle erst meine eigentliche Arbeit. Rund 1.200 Fotos und mehr als 10h Videomaterial warten darauf, verarbeitet zu werden. Wie angekündigt soll daraus im Laufe der kommenden Monate eine Dokumentation entstehen, welche die Eindrücke und Lebensweisen der Völker widerspiegelt. Ziel ist es aber vor allem, damit noch mehr Aufmerksamkeit zu erlangen und nächstes Jahr erneut Spenden zu sammeln, um die Arbeit der Hilfsorganisation zu unterstützen. Die Erstellung der Dokumentation wird einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Ich werde jedoch weiterhin über alle Neuigkeiten auf dieser Webseite informieren. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank für Eure Hilfe und bis bald!